Deckname Dolch: stay behind-Widerstandsnetze in Österreich

Aktuell besteht wieder eine reale Bedrohung Europas durch Russland. In einer ähnlichen Situation war man auch Ende der 1940er Jahre, als sich der Kalte Krieg zwischen den früheren Alliierten des 2. Weltkrieges entzündete. Das besetzte und in Zonen aufgeteilte Nachkriegsösterreich war damals unmittelbares Frontgebiet. Deswegen wurde das Land in entsprechende Vorbereitungen für den Ernstfall einbezogen. Der US-amerikanische Geheimdienst Central Intelligence Agency (CIA) koordinierte in ganz Westeuropa umfangreiche Vorbereitungen für ein Widerstandsnetz. Dieses sollte im Falle einer Invasion der Roten Armee hinter feindlichen Linien aktiv werden. Aus freigegebenen CIA-Dokumenten lässt sich der genaue Umfang dieser Guerillakriegsvorbereitungen betreffend Österreich abschätzen. Wichtigstes Element dabei war ein Verband, der unter der Ägide des Gewerkschaftsführers und späteren Innenministers Franz Olah entstanden war. Der Deckname der Truppe lautete: GRDAGGER – „GR“ für Österreich und „Dagger“ (Dolch).

Eine Invasion der Roten Armee schien jederzeit möglich. Hatten doch die Sowjets 1948 Berlin abgeriegelt und kommunistische Parteien die Macht in Ungarn sowie der Tschechoslowakei an sich gerissen. 1950 entbrannte der Koreakrieg. Nirgendwo fühlte man diese Erschütterungen stärker als im besetzten Nachkriegsösterreich, wo die Machtblöcke Ost und West unmittelbar auf einander trafen.

Die Alliierten rechneten sich für den Kriegsfall kaum Chancen aus, Westeuropa wirksam zu verteidigen. Deshalb wollte man sich zunächst zurückziehen, um dann einen Gegenschlag zu führen. Bis es soweit war, sollten sich Guerilla- und Partisaneneinheiten sich von der Front überrollen lassen und zurückbleiben (stay behind). Erst dann sollten sie aktiv werden.

Ihr Auftrag lautete: Sabotage, Informationsbeschaffung und -weitergabe sowie die Empfangnahme von Fallschirmagenten, Special Forces-Kommandos oder Nachschubabwürfen aus der Luft (air receiption). Außerdem ging es um das Durchschleusen von VIPs, abgeschossener Piloten sowie Kriegsgefangenen auf vorher ausgekundschafteten Flucht- und Evakuierungsrouten (escape and evasion).

Die CIA koordinierte den Aufbau dieser Guerillaeinheiten in ganz Westeuropa, darunter auch in den neutralen Staaten Finnland, Schweden, Schweiz und in Österreich. Der Codename der italienischen Struktur Gladio ist seither (fälschlicherweise) zum Synonym für das gesamte Unternehmen geworden.

US-Waffenlager in Österreich

Damit beim möglichen Kriegsausbruch alles bereit war, wurden Erddepots mit Waffen, Sprengstoff, Funkgeräten und anderer Ausrüstung angelegt. In Österreich wurden im Jahr 1996 65 dieser geheimen Lager nach entsprechender Information durch die USA lokalisiert: 33 in Oberösterreich, 27 in Salzburg und fünf in der Steiermark. Das Kriegsmaterial hätte für bis zu 1.000 Mann gereicht: Unter anderem mehrere Tonnen Sprengstoff, Landescheinwerfer, Schalldämpferpistolen und Jagdmesser – aber auch deutschsprachige Anleitungen für den Guerillakrieg.

Funde aus stay behind-Waffenlagern im Salzburger Wehrgeschichtlichen Museum

Bereits ab 1948 hatte man im Rahmen der vorangegangenen Operation Iceberg zehn Verstecke in Westösterreich, vor allem im Wienerwald, angelegt worden. Darin befanden sich Funkgeräte, codierte signal plans und Generatoren. Aus diesen geheimen Depots sollten eigens ausgebildete Funker ihre Ausrüstung beziehen, um im Kriegsfall mit den Alliierten Kontakt aufzunehmen und Informationen über feindliche Truppenbewegungen durchzugeben.

Dieser Stein an der Amundsenstraße im Wienerwald diente als Orientierungspunkt zur Auffindung eines der Funkgerätverstecke

Die österreichischen stay behind-Kräfte

Bis Anfang der 1950er Jahre entstand eine Reihe von sorgfältig ausgewählten Kadern, die im Kriegsfall das erste Aufgebot bilden sollten. Sämtliche stay behind-Operationen in Österreich liefen unter der Sammelbezeichnung GRCROOND. Unter diesem Dach waren zwei paramilitärische Organisationen versammelt: GRLAUNCH für Zentral- und Westösterreich sowie GRDAGGER für Ostösterreich. Das war Olahs Verband, der für Operationen speziell im Greinerwald und im Hochschwabgebiet vorgesehen war.

Außerdem gab es noch kleinere Einheiten, die sich um die Auskundschaftung und Betreuung von Flucht- und Evakuierungsrouten kümmerten (GRBLAMED, GRBATIK, GRCGIVING und GRREPAIR). Dabei handelte es sich etwa im Falle von GRCGIVING um einen Einzel-Agenten: Den aus Ebensee stammenden Bildhauer und als Funker ausgebildeten Rudolf Schwaiger. Es gab zusätzlich noch andere Solo-Akteure, die sich als spotter nach passenden neuen Rekruten umsahen.

Wie aus CIA-Dokumenten aus dem Jahr 1953 hervorgeht war es eine zahlenmäßig kleine Gruppe, keinesfalls eine „NATO-Geheimarmee“ wie stay behind heute gerne verklärt wird. Olahs GRDAGGER-Netzwerk kam gerade einmal auf einen aktiven Kader von 20 Mann, von denen man erwarten konnte, als Kern einer künftigen Guerilla zu agieren.

Der Stammkader würde nach CIA-Schätzungen innerhalb von sechs Monaten nach Kriegsausbruch auf 250 Kämpfer anwachsen. Grund für den Optimismus war, dass Olahs Bau- und Holzarbeitergewerkschaft 40.000 Mitglieder zählte – „von denen viele als potentielle Kandidaten für Widerstandsgruppen in Kriegszeiten eingeschätzt werden können“.

GRLAUNCH, das zweite große Netzwerk, bestand aus 21 rekrutierten Personen. Ungefähr 40 weitere waren in unterschiedlichen Ausmaß über die Organisation und ihre Ziele im Bilde. Es wurde erwartete, dass GRLAUNCH innerhalb eines halben Jahres auf 200 Personen expandieren würde. Der 36jährige Hauptagent und Anführer trug den Decknamen GRLAUNCH-1 und hatte als Panzeroffizier an der Ostfront im Zweiten Weltkrieg gekämpft. Nun war der monarchistisch gesinnte Mann im Zivilleben Arzt und soll darüber hinaus nicht politisch aktiv gewesen sein.

Die kleinen Flucht- und Evakuierungsnetze wiederum waren in der Verantwortung von insgesamt 11 aktiven sowie 15 inaktiven Agenten in Reserve. Zusammengenommen waren es also nicht mehr als ungefähr 52 Personen, die Anfang der 1950er Jahre den Grundstock von stay behind in Österreich bildeten.

Funde aus stay behind-Waffenlagern im Salzburger Wehrgeschichtlichen Museum

CIA-Finanzierung

Die Mittel, die die CIA für diese Anstrengungen beisteuerte waren beträchtlich: Alleine für Olahs GRDAGGER war für das erste Quartal 1954 eine Zahlung von 250.000 Schilling (heute über 170.000 Euro) vorgesehen.

Weitere Zahlen zur Mannstärke gehen aus einer Evaluierung von Mitte 1957 hervor. Zwei Jahre nachdem Österreich wieder selbständig geworden war, bestanden die von der CIA initiierten Netzwerke fort, wenngleich in verringertem Ausmaß: GRLAUNCH mit vier Hauptagenten, GRBLAMED mit fünf, GRBATIK mit einem, GRREPAIR mit acht und die in der Zwischenzeit hinzugekommene Gruppe GRCROOND-1 mit drei Agenten. Olahs GRDAGGER wird in dem Dokument nicht erwähnt, was ein Indiz für deren relative Eigenständigkeit ist.

Die Personalkosten für die angeführten Agenten waren für 1958 mit insgesamt 4.950 Dollar veranschlagt – das sind im Jahr 2025 56.603 Dollar. Weitere Kosten verursachten unter anderem die Miete eines safe house in Salzburg (600 Dollar), Reiseaufwendungen (3.000 Dollar), Ausrüstung (300 Dollar), Nachschub und Material (200 Dollar). Zusammengenommen waren somit Ausgaben von 5.500 Dollar kalkuliert (62.594 Dollar heute). Olahs GRDAGGER nicht eingerechnet, waren die österreichischen stay behind-Kräfte der CIA eine geplante Jahresinvestition von 119.197 Dollar wert (rund 1,4 Millionen Dollar heute).

Bergung eines stay behind-Waffenlagers 1996 (Credit: Salzburger Wehrgeschichtliches Museum)

Ausbildungsmaßnahmen

Leider findet sich in den Dokumenten vergleichsweise wenig zu GRDAGGER. Belegt sind zumindest die Ausbildungsmaßnahmen für Olahs Truppe: Schon im Sommer 1953 hielt man zwei „paramilitärische Kurse“ ab, einer 12 Tage lang und der zweite drei Tage lang. GRDAGGER-1 (Olah) war während eines eintägigen Besuchs vor Ort „zufrieden mit der Durchführung des Kurses, den Fähigkeiten der CIA-Instrukteure und der Kompetenz, die von den Auszubildenden an den Tag gelegt wurde“.

Laut einem Dokument von Ende Juni 1953 hatte man sich zuvor darauf geeinigt, vier Angehörige von GRDAGGER zu schulen, „wahrscheinlich durch Major Joost“, und dass man sie auch auf Schießplatz der US-Armee „praktisch“ unterweisen würde. Anfang 1955 drückte Olah offenbar den Wunsch aus, sechs weitere Mitglieder seiner Organisation erneut schulen zu lassen (im vorangegangenen Sommer 1954 sollen es sechs Kandidaten gewesen sein). Das setzte die CIA unter Druck, wieder einen Instrukteur mit den nötigen Fremdsprachenkenntnissen aufzutreiben.

Ein ähnliches Programm ist auch für 1956 dokumentiert – diesmal sollten die Auszubildenden in unkonventioneller Kriegsführung in einem safe house geschult werden. Unterweisungen in „Waffen, Sprengstoff, etc.“ waren nicht vorgesehen. Es war ein Auffrischungs-Training für neun Leute, die bereits vorher einmal im Kurs gewesen waren. Auch drei Funker von GRDAGGER bekamen im Verlauf des Jahres eine Auffrischung.

Über das, was wahrscheinlich in diesen Kursen vermittelt wurde, gibt ein Dokument von 1960 Aufschluss: Demnach bestand das Curriculum aus folgenden Punkten: „1.) Allgemeine Verhaltensregeln, 2.) Übliche Abwehrmaßnahmen des Feindes, 3.) „Was ist einer Meldung wert?, 4.) Meldungen, 5.) Begriffe der Abteilung, 6.) Zusammenkünfte, 7.) Zwischenstellen, 8.) Zeichen und Signale, 9.) Der Unterschlupf, 10.) Beschattung, 11. Empfang von Luftabwürfen.“ Damit waren einige der wichtigsten Aspekte von Guerillakriegsführung abgedeckt.

Für wen waren die Waffenlager gedacht?

Die Frage, wer sich genau aus den bereits erwähnten Waffenlagern hätte bedienen sollen, ließ sich lange nicht eindeutig beantworten. Auch hier sind die CIA-Dokumente eine ausgezeichnete Quelle: Aus einem Bericht von 1954 geht hervor, dass in diesem Jahr im Zeitraum 30. Juni bis 21. September 45 Verstecke an 35 Orten angelegt wurden – und dies durch Personal der USFA (United States Forces Austria) und unter Aufsicht von zwei CIA-Offizieren des Stützpunktes Salzburg.

Trotz aller Geheimhaltung stolperten am 31. Juli 1955 zwei Bauern in der Nähe von Hintersee (Salzburg) auf ein Lager, das nur fünf Tage vorher von US-Pionieren angelegt worden war. Sie buddelten die 11 Kisten und den Sprengstoff wieder aus. Der Fund wurde der Gendarmerie bekannt, die wiederum die USFA benachrichtigte. Die Soldaten stellten das Material sicher, mussten aber entdecken, dass ein seit 1954 in unmittelbarer Nachbarschaft befindliches Lager bis auf wenige Gegenstände längst geplündert worden war.

Im August 1955 berichtete die CIA, dass diesen Sommer 12 Sabotage und zehn air reception-Lager angelegt worden waren: „Diese Verstecke sind für die Unterstützung der zwei paramilitärischen Organisationen, GRLAUNCH und GRDAGGER, gedacht.“ Offenbar waren die Lager sowohl für US-Kräfte als auch für die einheimischen stay behind-Kräfte konzipiert – in welchem Verhältnis ist unklar. Einzelne Kader waren in das Unternehmen aktiv eingebunden. So hatte der Agent GRLAUNCH-1 persönlich die Mehrzahl von ungefähr 20 Lande- und Abwerfpunkten ausgekundschaftet.

Das Netzwerk GRLAUNCH war dennoch bis 1954 bei der CIA in Ungnade gefallen: Einer der Agenten mit dem Decknamen GRLAUNCH-5, der in Wirklichkeit Dr. Eduard Wanek hieß, wurde verdächtigt, mit dem sowjetischen Geheimdienst in Bunde zu sein. Außerdem soll Wanek Fühler zum westdeutschen Nachrichtendienst, der Organisation Gehlen (ORG), ausgestreckt haben. Das gefährdete die Sicherheit des gesamten Unternehmens.

Die Aktivität von GRLAUNCH wurde daraufhin auf ein Minimum zurückgefahren. Schon 1955 empfahl GRLAUNCH-1 Wanek wieder in die Organisation aufzunehmen, weil er außerhalb ein noch größeres Risiko darstellen. Ende des Jahres war aber klar, dass aufgrund der Selbstständigkeit Österreich die Notwendigkeit für die Organisation so nicht mehr bestehe und die Aktivitäten zurückgefahren würden.

Ab diesem Zeitpunkt dürfte stay bedind vor allem in den Verantwortungsbereich Olahs gewechselt sein, während die CIA mehr und mehr in den Hintergrund trat. Als sich aber in Folge der Berlin-Krise 1961 der Kalte Krieg wieder verschärfte, wurden alle GRCROOND-Agenten in Österreich alarmiert, dass ihre Dienste vielleicht bald benötigt würden.

Offenbar um die weitere Professionalisierung sicherzustellen, ging die CIA eine Kooperation mit der im bayrischen Bad Tölz stationierten 5th Special Forces Group ein. Diese Experten in Sachen Guerillakriegsführung veranstalteten daraufhin spezielle Kurse für die österreichischen stay behind-Kader.

Funde aus stay behind-Waffenlagern im Salzburger Wehrgeschichtlichen Museum

Olahs Sonderprojekt lief weiter

In den frühen 1960er Jahren änderten sich die Leitlinien von GRCROOND. Schwerbewaffnete Gruppen waren nicht länger notwendig, weil man mit nicht mehr mit einem kommunistischen Putsch in Österreich rechnete. Die vorhandenen Aktivposten sollten jedoch weitergeführt werden, weil „sowjetische Aggression“ immer noch möglich schien. Allerdings wurde die Verantwortung für Sabotagemaßnahmen im Kriegsfall zunehmend an österreichische Kräfte abgetreten – und hier war in erster Linie Olahs GRDAGGER-Organisation gemeint.

Olah hatte im Oktober 1950 bei der Auflösung einer maßgeblich von der KPÖ angeführten Streikbewegung gegen das 4. Lohn- und Preisabkommen eine wichtige Rolle gespielt. Seine Rollkommandos waren von der CIA mit Axtstielen ausgerüstet worden, um im Straßenkampf die Oberhand zu gewinnen.

Einstiges Gewerkschaftshaus in der Wiener Ebendorferstraße

Um für den „Fall einer neuerlichen Machtprobe mit den Kommunisten“ gerüstet zu sein, wurde laut Olah mit dem Aufbau einer „systematischen Abwehrorganisation“ begonnen. Dieses „Sonderprojekt“ lief zwecks Tarnung unter einem eigens gegründeten Verein namens Österreichsicher Wander-, Sport- und Geselligkeitsverein (ÖWSGV). Das war jene Organisation, die die CIA als GRDAGGER bezeichnete.

Die Bildung des ÖWSGV war am 28. Juni 1952 angezeigt worden. Laut Statuten war der Vereinszweck, „durch Wandern und Sport die physischen Kräfte des arbeitenden Menschen zu stärken und durch gesellige Zusammenkünfte den Kontakt der Mitglieder untereinander zu fördern.“ Seinen Sitz hatte der ÖWSGV in der Penzingerstraße 33/10, einem Gemeindebau.

Im Rückblick bezeichnete Olah „alle Vermutungen über Zusammenhänge mit ähnlichen Organisationen im Ausland (z.B. „Gladio“)“ als „Märchen“. Auch mit den 1996 geborgenen Waffenlagern habe seine Organisation „nichts zu tun“ gehabt.

Tatsächlich war im Zuge der Bergung ein Lager besonders aufgefallen: Es befand sich in Weichselboden-Höll, einem idyllischen Talschluss am nördlichen Rand des Hochschwab. Die darin verborgenen Waffen hätten für eine ganze Kompanie gereicht – inklusive 30.000 Schuss Munition, 450 kg Plastiksprengstoff und Sanitätsmaterial einschließlich Morphiumspritzen. Aus einem der CIA-Dokumente geht hervor, dass dieses Lager im Jahr 1952 angelegt wurde.

Weichselboden-Höll ist bis heute ein Jagd- und Wasserschutzgebiet. Im 19. Jahrhundert hatte hier Erzherzog Johann gejagt. Später ging es in den Besitz der Grafen von Meran über. In einem Nebengebäude der Jagdhütte, der Brunnsteiner Keusche, direkt unter dem Fußboden waren die Waffen vergraben worden. Weil zwischenzeitlich darüber Vieh gehalten wurde, machte die sickernde Jauche das Material mit der Zeit unbrauchbar.

Die Brunnsteiner Keusche

Zumindest die geografische Lage war gut gewählt: Am Rande der britischen Besatzungszone und im Eingangsbereich des obersteirischen Industrieraums, einer Hochburg Olahs. Der Talschluss ist kaum frequentiert und leicht zu blockieren. Die zwei Wohnhäuser des Jagdguts sowie mehrere Hütten boten die Möglichkeit, eine größere Gruppe unterzubringen, die ungestört Übungen abhalten konnte.

In unmittelbarer Umgebung befindet sich jene Quelle, aus der die Wiener Hochquellenwasserleitung speist. Es ist daher gut möglich, dass Waffen und Ausrüstung zur Sabotage der Wasserversorgung von Wien hätten eingesetzt werden sollen.

Weichselboden-Höll, möglicherweise eine wichtige Basis des ÖWSGV

Ansonsten dürfte Olah über die antikommunistische und mit der CIA verbundenen US-Gewerkschaft American Federation of Labour (AFL) Gelder erhalten haben, um Waffen ankaufen zu können – wie das Oliver Rathkolb schon 1997 vermutet hat.

Die endgültige Liquidierung des ÖWSGV (GRDAGGER) erfolgte erst im Jahr 1967 – nach Olahs Rücktritt als Innenminister und seinem Ausschluss aus dem Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB) und der SPÖ (1964).

Die genaue Geschichte seines Partisanenverbandes lässt sich kaum rekonstruieren, weil Olah im Keller des Gewerkschaftsgebäudes in der Wiener Ebendorfer Straße gelagerte Unterlagen vorsorglich vernichten ließ: „Dort lagen alle Korrespondenzen seit 1945 und anderes. Meinen Mitarbeitern sagte ich: Alles, was ihr glaubt, dass es unnötig ist, dreht’s durch den Papierwolf. Ich selbst war bei der Vernichtung nicht dabei. Aber später habe ich gesehen: Es war ein riesiger Berg von Papierschnitzeln.“