Jan Marsalek und die russischen Geheimdienste

Jan Marsalek war Chief Operating Officer (COO) und Vorstandsmitglied des Internet-Zahlungsanbieters Wirecard. Gegen den gebürtigen Wiener wurde in der Causa rund um den Zusammenbruch des einstigen deutschen Fintech-Vorzeigeunternehmens Anklage erhoben. Marsalek ist seit 2020 flüchtig und wird verdächtigt, Geldwäsche und Bilanzfälschung mit einer Schadenssumme von 1,9 Milliarden Euro betrieben zu haben. Er wird in Russland vermutet.[1] Marsalek war aber nicht nur ein mutmaßlicher Wirtschaftskrimineller, sondern wurde auch eng mit Geheimdiensten in Zusammenhang gebracht. Er selbst hatte ein ausgeprägtes Faible für die Welt der Spionage. „James Bond war sein Ding“, sagte ein Bekannter des flüchtigen Managers, „Geheimdienste seine Faszination.“[2] Auch ein Arbeitskollege schilderte Marsalek als „James-Bond-Typ“.[3] Der genaue Hintergrund von Marsaleks Geheimdienst-Connection ist bis heute ungeklärt. Dieser Beitrag nimmt eine Bestandsaufnahme vor und präsentiert neue Erkenntnisse aus österreichischen und internationalen Archiven.

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Verpasste Gelegenheit? Kreisky und die Warnung vor dem Jom-Kippur-Krieg

Vor 50 Jahren, am 6. Oktober 1973, brach der Jom-Kippur-Krieg aus. Durch den abgestimmten Überraschungsangriff Ägyptens und Syriens geriet Israel knapp an den Rand der Niederlage. Bis zum 25. Oktober 1973 gelang es den israelischen Streitkräften aber, die Feinde zurückzudrängen. Doch hohen Verluste und die Tatsache, dass es den arabischen Armeen gelungen war, Israel zu überrumpeln, machten den Jom-Kippur-Krieg bis heute zum nationalen Trauma.

Mittlerweile ist bekannt, dass Israel mit Marwan Ashraf einen Spion in den höchsten Rängen des ägyptischen Regimes hatte. Dieser hatte den Direktor des israelischen Auslandsgeheimdienst Mossad noch am Vorabend des Angriffs entsprechend gewarnt. Das führte dazu, dass zumindest die Reservisten vier Stunden vor Kriegsbeginn einberufen wurden.

Es gab allerdings noch eine zweite Warnung, die im Vergleich zu jener von Marwan bislang wenig Resonanz gefunden hat.

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Der „beste Agent“ des Mossad? Marwan Ashraf & der Ausbruch des Jom-Kippur-Krieges

„Wir haben nicht viel erreicht, um den Lauf der Geschichte zu verändern, oder?“ Zu diesem bitteren Schluss kommen zwei gealterte Spione in „Silverview“, einem Romanfragment von John Le Carré. Tatsächlich haben einzelne Agenten selten Einfluss auf den Gang weltpolitischer Ereignisse ausgeübt. Aber es gab solche Fälle: Richard Sorge etwa, der Stalin vor dem Angriff von Nazi-Deutschland 1941 warnte und ignoriert wurde. Oder Klaus Fuchs, Rudolf Abel und Theodore Hall, die Informationen über das Atomprogramm der USA besorgten. Und da wäre dann noch Marwan Ashraf, den man schon als „Spion des Jahrhunderts“ bezeichnet hat. Er hat vor 50 Jahren den Ausbruch des Jom-Kippur-Krieges ankündigt.

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„Dringender Verdacht“: Warum die Familiengeschichte von Jan Marsalek ein Schlüssel sein könnte

Im Fall des flüchtigen Wirecard-Managers Jan Marsalek gibt es einen Aspekt, der bislang noch nicht berücksichtigt wurde. Sowohl er als auch sein 2011 verstorbener Großvater, Hans Marsalek, waren mit dem österreichischen Nachrichtendienst verbunden. Während Jan Marsalek mutmaßlich dazu beigetragen hat, dass das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) 2021 „untergegangen“ ist, hatte sein Großvater dabei mitgewirkt, den BVT-Vorgänger, die Staatspolizei, nach 1945 wiederaufzubauen. Neue Dokumente aus dem Staatsarchiv belegen, dass Hans Marsalek unter Verdacht gestanden hatte, Informationen an die sowjetische Besatzungsmacht weitergegeben zu haben. Vielleicht kann dieser Aspekt mit dazu beitragen, ein besseres Verständnis des rätselhaften Jan Marsalek zu erschließen.

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Österreichs geheime Dienste – eine neue Geschichte

Noch nie war es aktueller, die Geschichte der österreichischen Nachrichtendienste zu erzählen: Das mysteriöse „Havanna-Syndrom“, die Machenschaften des Wirecard-Managers Jan Marsalek oder der Wiener Terroranschlag von 2020 sind nur einige Stichworte. Ebenso hat der Ukraine-Krieg die Debatte über die Rolle der Spionagedrehscheibe Österreich neu entfacht.  Wie konnte es soweit kommen?

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Vor 50 Jahren: Der Anschlag des „Schwarzen September“ gegen das Öltanklager in Triest

500 Meter hoch stieg die Rauchsäule, ein riesiges Flammenmeer hielt Feuerwehrleute die ganze Nacht auf Trapp: Am 4. August 1972 waren im Hafen von Triest vier von 25 Öltanks in Brand geraten und zwei weitere beschädigt worden. Das Großtanklager gehörte zur Transalpine Ölleitung (TAL), einer Pipeline, die vom Hafen Triest in der Bucht von Muggia nach Ingolstadt und Schwechat führt. Für Österreich ist die TAL bis heute eine wichtige Energieversorgungsroute.

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Als ein wahrer James Bond in Kitzbühel wedelte

Gleich ob Graham Greene, John le Carré oder Ian Fleming: Österreich spielte eine wichtige Rolle beim Zustandekommen von Klassikern der Spionage-Literatur. Greene hatte für „Der dritte Mann“ 1948 zweimal in Wien recherchiert, le Carré wiederum war 1951 für den britischen Armeegeheimdienst in Graz tätig. Am intensivsten und prägendsten war die Zeit in Österreich aber für Fleming, den Schöpfer von James Bond.

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„Dem Terror nicht beugen“: Das Attentat auf Heinz Nittel

Am 1. Mai 1981, vor 40 Jahren, wurde der Wiener Stadtrat Heinz Nittel von einem Terroristen erschossen. Er ist bis heute der einzige Politiker der 2. Republik, der einem Anschlag zum Opfer gefallen ist. Das Attentat am Tag der Arbeit war der Auftakt zu der schwersten Terrorwelle, von der Österreich bislang getroffen wurde.

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Nachrichtendienstliches Neuland – Gastkommentar in Der Standard, 20.3.2021

Das skandalumwitterte Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) wird also künftig Direktion für Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) heißen. Wie sich aus dem etwas sperrigen neuen Namen ergibt, verfügt Österreich zum ersten Mal in seiner Geschichte über eine nachrichtendienstliche Struktur für das Innere – auch wenn diese nur eine „Hälfte“ des neuen Amts bildet.

Für Österreich ist es dennoch Neuland. Denn hierzulande war Staatsschutz seit den Tagen von Kaiser Karl VI., Anfang des 18. Jahrhunderts, alleinige polizeiliche Angelegenheit. Das drückte sich in der Bezeichnung der 1945 neu aufgestellten Staatspolizei aus. Diese war unter anderem für Spionage- und Terrorismusabwehr, Personen- und Objektschutz zuständig – ohne dafür adäquat ausgestattet zu sein.

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