Die Killer nicht mehr zurückpfeifen können

Flughafen Schwechat, 27. Dezember 1985: Die drei Männer benahmen sich verdächtig. Sie standen nebeneinander auf der Treppe und zupften nervös an ihrer Kleidung. Einer versuchte eine Handgranate im Ärmel seines Kamelhaarmantels zu verbergen. Der US-Amerikanerin Cora S. fiel das auf, als mit der Rolltreppe an dem Trio vorbeifuhr. Mit ihrem Ehemann, einem in Wien stationierten Diplomaten, war sie an diesem Samstagvormittag auf den Flughafen Schwechat gekommen, um Sohn David zu verabschieden. Nun hieß es rasch handeln – gemeinsam sprachen sie in der Abflughalle den nächstbesten Polizisten an. Doch der verstand kaum Englisch. Er konnte auch niemand verdächtigen im Umkreis entdecken. Gerade als sich der Polizist zu seinem Standort umkehrte, kam es zu mehreren Detonationen. So begann einer der schwersten Terroranschläge in der Geschichte der 2. Republik.

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„Die Angst der Reichen“: Der vergessene Entführungsfall Böhm vor 40 Jahren

Nur wenige Wochen nach der Palmers-Entführung wurde Österreich von einem ganz ähnlichen Verbrechen erschüttert. Am Montag, 12. Dezember 1977, erhielt der Inhaber der Textilkette „Schöps“, Leopold Böhm (1922-2007), auf einer Geschäftsreise in Italien einen Anruf des Wiener Polizeipräsidenten Karl Reidinger: „Ihre Frau ist entführt worden.“ 40 Jahre später ist die Böhm-Entführung in Vergessenheit geraten. Dabei handelte es sich um einen Wendepunkt in der Entwicklung der inneren Sicherheit in Österreich.

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Dr. Bull, die Superkanone & das „Projekt Babylon“

1990 erregt ein spektakulärer Mordfall weltweite Aufmerksamkeit: In Brüssel wird der kanadische Ingenieur und Waffenhändler Gerald Bull erschossen aufgefunden. Zuletzt hatte Bull an dem aberwitzig anmutenden „Projekt Babylon“ gearbeitet – nämlich den Irak mit einer „Superkanone“ aufzurüsten. Davor hatte Bull auch das Design eben jener Noricum-Haubitze verkauft, die Ende der 1980er Jahre zum Dreh- und Angelpunkt eines der schwersten Politskandale in Österreich wurde. Nun tauchte Bulls Name in den „Paradise Papers“ (http://bit.ly/2AJoPYrauf. Ein guter Anlass, sich diesen „Lord of War“ in Erinnerung zu rufen.

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Wie die „Cobra“ giftig wurde

Vor 40 Jahre, im Herbst 1977, erschüttert der Terror der Roten Armee Fraktion (RAF) die Bundesrepublik Deutschland: Prominentestes Opfer ist Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer, der entführt und später ermordet wird. In Österreich löst das Nervosität aus. Allen voran Bundeskanzler Bruno Kreisky befürchtet ein Übergreifen der Gewalt – auch deshalb, weil die Republik schlecht darauf vorbereitet ist. Innerhalb weniger Monate kommt es zu einer grundlegenden Wende in der Sicherheitspolitik: Bereits am 1. Jänner 1978 verfügt Österreich mit dem Gendarmerieeinsatzkommando (GEK), dem heutigen Einsatzkommando Cobra (EKO Cobra), über eine professionelle Antitterroreinheit. Lange unter Verschluss gehaltene Dokumente ermöglichen erstmals einen detaillierten Einblick in Gründungsgeschichte der „Cobra“.

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Das Geiseldrama von Marchegg & die bislang unbekannte Rolle der Stasi

Vor 44 Jahren wurden russische Juden am Grenzbahnhof Marchegg von palästinensischen Terroristen als Geiseln genommen. Es war eine der schwersten Krisen in der Geschichte der 2. Republik. So viel ist bekannt. Neue Dokumente zeigen: Ausgerechnet das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) durchkreuzte zufälligerweise noch weitergehende Pläne der Terroristen. Zwei von ihnen wurden „abgefangen“. Womit deutlich wird: Das angeblich symbiotische Verhältnis zwischen Ostblock-Staaten und dem „internationalen Terrorismus“ war wesentlich komplizierter.
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„Wiener Club“: Der Aufbau von Antiterror-Strukturen in Österreich

Der Aufbau von Antiterror-Strukturen in Österreich war ein langwieriger Prozess. Der Durchbruch kam erst Ende der 1970er Jahre. Und mit dem Wiener Club wurde ein internationales Gremium zur Terrorbekämpfung gegründet, das heute in Vergessenheit geraten ist.

Erschienen in: Öffentliche Sicherheit, Nr. 2/2017, 47-51.

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General, Spion & Waffenhändler: Als „Cary“ sein Glück verließ

Wortlos verließ Karl Ferdinand Freiherr von Lütgendorf an diesem 9. Oktober 1981 sein Bauernhaus in Schwarzau am Gebirge (NÖ). Die Ehefrau hatte ihn gerade zum Mittagessen gerufen. Doch „Cary“, wie sie ihn nannte, stieg ins Auto und fuhr weg. Emmy Lütgendorf machte sich schließlich Sorgen und fuhr dem Gatten nach. Gegen 13.20 Uhr fand sie den Lada Taiga vier km weiter auf einem Wendeplatz vor. Der Motor war abgestellt, beide Türen waren geschlossen. Am Lenkersitz saß der 67jährige Lütgendorf – aus Gesicht, Nase und Ohren blutend. In der rechten Hand hielt er noch einen Smith & Wesson-Revolver. Der Tod des ehemaligen Verteidigungsministers ist bis heute Gegenstand von Spekulationen.

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„So viele Juden als nur möglich umbringen“: Der Wiener Synagogenanschlag vor 35 Jahren

Anfang August 1981 erhielt der 21jährige Palästinenser Husham Rajih einen Brief ohne Absender – auf einem halben Bogen weißen Papiers stand mit Kugelschreiber sinngemäß geschrieben: „Ich treffe dich in zwei Tagen oberhalb der Opernpassage, nächst der Oper!“ Nachdem er die Mitteilung gelesen hatte, zerriss Rajih den Brief und warf alles in den Hauscontainer: „Ich erschien so wie im Brief mitgeteilt, zwei Tage nach dem Erhalt des Schreibens, am vereinbarten Ort, Opernpassage nächst der Oper.“ Dort wurde Rajih dann von einem Araber angesprochen: Es war sein Führungsoffizier Bahij Younis – beide waren Angehörige der berüchtigten Abu-Nidal-Organisation (ANO). In deren Auftrag hatte Rajih wenige Monate zuvor, am 1. Mai 1981, den Wiener Verkehrsstadtrat Heinz Nittel erschossen. Nun ging es um eine weitere, noch größer angelegte Operation: Einen Überfall auf die Synagoge in der Wiener Seitenstettengasse.
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