Ermordet von einer CIA-Splittergruppe? Zum Tod von Herbert Amry vor 40 Jahren in Athen

Vor 40 Jahren, in den Morgenstunden des 12. Juli 1985, starb Herbert Amry an einem Herzinfarkt. Der Tod des Diplomaten ist bis heute Anlass für Spekulationen. Kurz zuvor hatte er noch zu den Hintergründen der „Noricum“-Waffenaffäre recherchiert. Offizielle Dokumente lassen wenig Raum für Verschwörungstheorien. Erst 2024 ließ Ex-Innenminister Karl Blecha mit der Aussage aufhorchen, dass Amry von einer „CIA-Splittergruppe“ ermordet worden sein dürfte.

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Deckname Dolch: stay behind-Widerstandsnetze in Österreich

Aktuell besteht wieder eine reale Bedrohung Europas durch Russland. In einer ähnlichen Situation war man auch Ende der 1940er Jahre, als sich der Kalte Krieg zwischen den früheren Alliierten des 2. Weltkrieges entzündete. Das besetzte und in Zonen aufgeteilte Nachkriegsösterreich war damals unmittelbares Frontgebiet. Deswegen wurde das Land in entsprechende Vorbereitungen für den Ernstfall einbezogen. Der US-amerikanische Geheimdienst Central Intelligence Agency (CIA) koordinierte in ganz Westeuropa umfangreiche Vorbereitungen für ein Widerstandsnetz. Dieses sollte im Falle einer Invasion der Roten Armee hinter feindlichen Linien aktiv werden. Aus freigegebenen CIA-Dokumenten lässt sich der genaue Umfang dieser Guerillakriegsvorbereitungen betreffend Österreich abschätzen. Wichtigstes Element dabei war ein Verband, der unter der Ägide des Gewerkschaftsführers und späteren Innenministers Franz Olah entstanden war. Der Deckname der Truppe lautete: GRDAGGER – „GR“ für Österreich und „Dagger“ (Dolch).

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„Friedensfreunde“ und Einflussoperationen

Der Möllwaldplatz in Wien-Wieden ist eigentlich „nur“ eine sackgassenförmige Stellfläche für Anrainerparken. Was diesen Ort aber besonders macht, ist seine Einbettung in eine sensible Umgebung. Da finden sich die Diplomatische Akademie, das ehemalige Funkhaus und zahlreiche ausländische Vertretungen. Jene von Russland stechen besonders hervor: Nur einen Steinwurf vom Möllwaldplatz entfernt ist der Brahmsplatz, wo das Kulturinstitut seinen Sitz hat. Ebenfalls nah liegt die Argentinierstraße, wo die Handelsvertretung ansässig ist. Etwas weiter entfernt – am Schwarzenbergplatz – steht nicht nur das Denkmal zu Ehren der Soldaten der Sowjetarmee, sondern seit 2022 die Europazentrale des Mineralölkonzerns Luikoil.

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Der CIA-Agent im Wiener Männergesangsverein

Im riesigen Fundus der letzten 2025 freigegebenen Dokumente zur Ermordung von John F. Kennedy betreffen einige wenige einen Sonderfall mit viel Bezug zu Österreich: Ausgerechnet jener Agent, der 1963 die CIA-interne Untersuchung des Mordfalls Kennedy geleitet hatte, setzte sich 1971 in Wien zur Ruhe. Er kannte die Stadt gut: Hier hatte der Weltkriegsveteran schon in den 1950er Jahren gedient. Doch Ende 1995 holte ihn seine Vergangenheit ein. In den USA hatte nach dem öffentlichen Aufschrei rund um den Verschwörungsthriller JFK (1991) der Deklassifizierungsprozess von Unterlagen im Zusammenhang mit dem Kennedy-Attentat begonnen. Als der Pensionär in Wien davon erfuhr, bekam er panische Angst und nahm umgehend Kontakt mit seinem alten Arbeitgeber auf. Denn für ihn stand viel auf dem Spiel. Aus den Kennedy Files lassen sich nun nicht nur der Name des Offiziers, sondern auch seine Bezüge zu Wien und Österreich herauslesen.

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Die letzten Geheimnisse der „Lucona“

Der wahrscheinlich größte politische Skandal in der Geschichte der 2. Republik entzündete sich um einen Schiffsuntergang: Am 23. Januar 1977 versank das Frachtschiff Lucona nach einer Explosion im Indischen Ozean. Sechs Besatzungsmitglieder kamen dabei ums Leben.

An Bord befand sich angeblich eine Uranerzaufbereitungsanlage, in der uranhaltiges Gestein gebrochen und gemahlen wird. Die Maschine sollte an eine Briefkastenfirma namens North Pacific Trading in Hongkong gehen. Als Verkäufer fungierte die ähnliche dubiose Firma Zapata SA Suisse von Udo Proksch. Dieser hatte die Fracht bei der Bundesländer-Versicherung in Wien für 212 Millionen Schilling versichern lassen und wollte die Summe nach dem Untergang kassieren. Trotz exzellenter Verbindungen in die Politik kam Proksch mit dem Betrug nicht durch. Aber Österreich wurde von einem langwierigen Justizkrimi bis 1992 in Atem gehalten.

Heute ist die Aufdeckung der Lucona-Causa ist vor allem mit einem Namen verbunden: Hans Pretterebner. Der 2024 verstorbene Journalist, hatte mit seinem Bestseller „Der Fall Lucona“ die Angelegenheit erst so richtig ins Rollen gebracht. Öffentlich kaum bekannt dagegen ist jener Mann, der letztlich die lebenslängliche Verurteilung von Proksch bewerkstelligte: Staatsanwalt Robert Schindler. Seine Ausführungen in einem Zeitzeugengespräch mit dem Autor (2025) geben Auskunft zu einigen der letzten Geheimnisse der Lucona.

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Auf den Spuren von Kim Philby in Wien

Zahlreiche Wiener Adressen sind mit der Geschichte des größten Doppelspions des Kalten Krieges verbunden: Kim Philby. Hier in Wien begann 1933/34 seine politische Sozialisierung. Er fand Anschluss an kommunistische Netzwerke und kurze später an den sowjetischen Geheimdienst. Welche Wiener Orte sind mit Philbys Aufenthalt verbunden?

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Der Banker und die Bombe

Am 30. November 1989 wurde der deutsche Spitzenmanager Alfred Herrhausen ermordet. 35 Jahre nach dem Attentat ist immer noch unklar, wer dahintersteckte. Nun erzählt die ARD-Fernsehserie „Herr des Geldes“ Herrhausens Geschichte neu. Aber was geben Akteneditionen und Archivquellen zu den tatsächlichen Hintergründen des Anschlags preis? Eine Recherche.

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Der Wiener Spionagezirkel: Kim Philby, österreichische Emigranten und der sowjetische Geheimdienst

„Wir haben nicht viel erreicht, um den Lauf der Geschichte zu verändern, oder?“ Zu diesem bitteren Schluss kommen zwei gealterte Spione in Silverview, einem Romanfragment des britischen Schriftstellers John Le Carré. Tatsächlich haben Geheimdienste selten entscheidenden Einfluss auf den Gang weltpolitischer Ereignisse ausgeübt. Es gibt aber auch Beispiele für das Gegenteil. So spielten österreichische Emigrantinnen und Emigranten in den 1930er- und 1940er-Jahren eine große Rolle in der Geschichte der Spionage: Engelbert Broda, Arnold Deutsch, Alice („Litzi“) Friedmann, Edith Tudor-Hart (geborene Suschitzy) und Peter Smolka leisteten dem sowjetischen Geheimdienst und der Kommunistischen Internationalen (Komintern) in verschiedenen Rollen Unterstützung. Rückblickend kann man von einem Wiener Spionagezirkel sprechen, dessen Geschichte nun erstmals zusammenhängend in einer Publikation erzählt wird.

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Auf der Suche nach den britischen Spionagetunneln von Wien

Es ist immer noch ein gut gehütetes Geheimnis des Kalten Krieges: Die drei britischen Spionagetunnel in Wien, die teils bis mindestens 1955 Bestand hatten. Bis heute wurde kein Dokument zu dieser Operation Silver freigegeben. Es gibt allerdings Aussagen von Zeitzeugen, die es ermöglichen, die Vorkommnisse zu rekonstruieren und die Schauplätze zumindest einzugrenzen.  

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Das Herrhausen-Attentat wurde nicht in Wien „geprobt“

Vor 35 Jahren, am 19 Mai 1989, kam es zu einem rätselhaften Bombenanschlag auf der Wiener Flughafenautobahn. Rückblickend wurde spekuliert, es könnte sich gar um eine Art Probesprengung gehandelt haben – als Vorbereitung für das Attentat der Roten Armee Fraktion (RAF) auf den Deutsche Bank-Vorstandssprecher Alfred Herrhausen. Dieses fand nur wenige Monate nach der Explosion in Wien statt. Jahrzehnte später lässt sich ausschließen, dass diese beide Ereignisse etwas miteinander zu tun hatten.

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