Interview mit Werner Stiller, 2013

2013 hatte ich Gelegenheit, ein Gespräch mit Werner Stiller in Budapest zu führen. Thema war der Technologieschmuggel über Österreich in den Ostblock während des Kalten Krieges. Das Interview wurde im Rahmen eines Artikels für das Journal for Intelligence, Security and Propaganda Studies veröffentlicht. Stiller hatte 1979 erste Hinweise auf die Tätigkeit eines besonders aktiven Schmugglerrings in Wien geliefert. Involviert waren damals Rudolf Proksch, später bekannt durch die Lucona-Affäre, sowie der Besitzer des Gutruf, Rudi Wein. Stiller ging auch davon aus, dass Proksch ein Agent der Stasi gewesen sei – hatte dafür aber keinen Beleg.

Interview

Gesamter Artikel:

Die Wiener Residentur der Stasi

Oktoberfest-Attentat: Ist die Einzeltäterthese noch zu halten?

Das Oktoberfest-Attentat am 26. September 1980 ist bis heute der schwerste Terroranschlag in der Geschichte der Bundesrepublik: Als die aus 1,39 kg TNT bestehende Bombe gegen 22 Uhr explodierte, wurden drei Kinder, zwei Jugendliche und acht Erwachsene getötet, mehr als 200 Menschen durch herumfliegende Metallteile verletzt. Das markierte eine „völlig neue Dimension des Grauens“, wie der „Spiegel“ berichtete: „Denn die extreme Linke hatte den Tod x-beliebiger Mitbürger bei ihren Anschlägen auf Bankiers und Politiker zwar stets in Kauf genommen, aber nicht gesucht“. Mehr als 30 Jahre lang galt der Anschlag als Werk eines Einzelnen, der aus „Universalhaß“ gehandelt habe. Nun wurden weitere – vielleicht entscheidende Hinweise – bekannt, die nahelegen, dass es eine Gruppentat war.

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„Wiener Club“: Der Aufbau von Antiterror-Strukturen in Österreich

Der Aufbau von Antiterror-Strukturen in Österreich war ein langwieriger Prozess. Der Durchbruch kam erst Ende der 1970er Jahre. Und mit dem Wiener Club wurde ein internationales Gremium zur Terrorbekämpfung gegründet, das heute in Vergessenheit geraten ist.

Erschienen in: Öffentliche Sicherheit, Nr. 2/2017, 47-51.

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Eine Nestroysche Posse: Carlos und die österreichische Justiz

Ilich Ramirez Sanchez, genannt Carlos der Schakal, steht in Frankreich zum dritten Mal vor Gericht. Es geht um einen Anschlag in Paris von 1974. Aber wegen seines größten Coups musste sich Carlos nie verantworten: Der Geiselnahme der Erdölminister in Wien 1975. Lediglich zwei Mitglieder des damaligen Terrorkommandos wurden in der BRD vor Gericht gestellt. In Österreich dagegen wurde kein einziger Fall verhandelt. Warum das so ist und welche Rolle dabei die schon fast legendäre österreichische Pragmatik spielt, diesen Fragen bin ich im Rahmen meines Buch „Die OPEC-Geislnahme 1975 und der moderne Terrorismus“ nachgegangen. Anbei ein Auszug.

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Was wusste Bruno Kreisky? Der österreichische Außenminister und der Konflikt in Südtirol

Man stelle sich vor: Ein amtierender Außenminister empfängt mehrmals Anführer einer Untergrundbewegung, die gerade im benachbarten Ausland Sprengstoffattentate vorbereitet – und er trifft sie keineswegs im Verborgenen, sondern in seinem Amtssitz und bei sich zuhause. Abschließend geht’s einmal in eine Gaststätte. All das hat Bruno Kreisky während des Südtirolkonflikts in den frühen 1960er Jahren getan – ausgerechnet jener Kreisky, der 1970 zum langjährigen Bundeskanzler aufrückt. Noch heute wird er vor allem wegen seiner Friedens- und Neutralitätspolitik gewürdigt. Weniger präsent sind dagegen Kreiskys Verbindungen zum Befreiungsausschuss Südtirol (BAS).

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„Keine Insel der Seligen mehr“: Das Terrorrisiko in Österreich

Am 20. Jänner 2017 wurde ein 18jähriger mit albanischem Migrationshintergrund in der Wiener Rotenhofgasse verhaftet. Er soll zwischen dem 15. und 30. Jänner einen Terroranschlag geplant haben. Bei der Hausdurchsuchung fand die Polizei Hinweise auf detailliert ausgearbeitete Pläne, wie, wo und wann der Anschlag stattfinden sollte. Als ein mögliches Ziel wurde die Wiener U-Bahn genannt. Laut Innenminister Wolfgang Sobotka zeige der Fall: „Österreich ist keine Insel der Seligen mehr.“ Wie bedroht ist Österreich nun?

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„Partisanenspiele“ oder mehr? Die vergessene Geschichte des „SSV Kuenring“

Ende April 1959 flog die selbsternannte antikommunistische Partisanengruppe „SSV Kuenring“ auf, bevor sie Aktionen durchführen konnte. Unter Anleitung eines Zugführers des Bundesheers hatten die durchwegs „national“ gesinnten Jugendlichen die Sprengung von Wiener Donaubrücken geplant und paramilitärische Übungen abgehalten. Angeblich diente dies zur Vorbereitung auf eine mögliche Invasion der Roten Armee. Aber es gab auch Hinweise auf andere Hintergründe. Das ergeben neue Recherchen zur Frühphase des österreichischen Rechtsterrorismus, die gegen Jahresende veröffentlicht werden.

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Spione und Nachrichtenhändler: Geheimdienst-Karrieren in Deutschland 1939-1989

Ein ganzes Panorama der „geheimen Geschichte“ des 20. Jahrhunderts in Deutschland entfaltet der 2016 erschiene Sammelband „Spione und Nachrichtenhändler“. Vereint werden zehn Lebensläufe „nicht nur von Spionen nach klassischer Vorstellung, sondern auch von freien Nachrichtenhändlern, Propagandafachleuten und Ministerialbeamten in Diensten geheimer Politik“. (7) Die Schwerpunkte liegen dabei auf den Jahren 1939/45 bis 1989, wobei es der biografische Zugang ermöglicht, „der Geschichte ins Gesicht [zu] sehen.“

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General, Spion & Waffenhändler: Als „Cary“ sein Glück verließ

Wortlos verließ Karl Ferdinand Freiherr von Lütgendorf an diesem 9. Oktober 1981 sein Bauernhaus in Schwarzau am Gebirge (NÖ). Die Ehefrau hatte ihn gerade zum Mittagessen gerufen. Doch „Cary“, wie sie ihn nannte, stieg ins Auto und fuhr weg. Emmy Lütgendorf machte sich schließlich Sorgen und fuhr dem Gatten nach. Gegen 13.20 Uhr fand sie den Lada Taiga vier km weiter auf einem Wendeplatz vor. Der Motor war abgestellt, beide Türen waren geschlossen. Am Lenkersitz saß der 67jährige Lütgendorf – aus Gesicht, Nase und Ohren blutend. In der rechten Hand hielt er noch einen Smith & Wesson-Revolver. Der Tod des ehemaligen Verteidigungsministers ist bis heute Gegenstand von Spekulationen.

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